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Frau Schroeder war geradezu eine Wahrheitsfanatikerin. Auf einem Zeitungsausschnitt, den ich in Ihrem Nachlas fand, hatte sie die nachfolgende Passage zweimal rot unterstrichen und daneben vermerkt:
»Das ist die wirkliche Definition der Wahrheit «:
»Etwas Großes ist es mit der Wahrheit. Man kann sie biegen, verstecken, stutzen, zerpflücken und zerzausen. Aber man kann sie nicht umbringen. Sie kommt immer wieder zum Vorschein. Sie leuchtet eines Tages irgendwo durch. ihre Kleider kann man noch so zerreißen, ihr Gesicht bleibt dennoch schön. Es gibt Zeiten, wo die Wahrheit - auch von Staats wegen - verdunkelt wurde; ja, wo man sie in manchen Fällen ganz zunichte machen will. Eines Tages aber kommt sie doch wieder ans Licht. So ist es auch in unserem privaten und beruflichen Lebensbereich. Man wird immer wieder einmal hinters Licht geführt. »Lug und Trug ist der Welt Acker und Pflug«, heißt ein altes Sprichwort. Wir werden der Lüge also nicht auskommen. Aber es sollte uns nie die Geduld ausgehen, auf die Stunde der Wahrheit warten zu können. »Die Wahrheit sinkt mitunter nieder und verliert doch nie den Atem«, lautet eine Inschrift in einem Patrizierhaus. Auch der Volksspruch sollte uns immer wieder zu denken geben: »Die Wahrheit muß einen harten Schädel haben, denn wie oft wird sie auf den Kopf gestellt.«
Christine Schroeder wollte den Dingen auf den Grund gehen, hasste Entstellungen und wurde im Grunde mit ihrer eigenen Vergangenheit nie ganz fertig. Ob man das nach 12 Jahren neben Hitler überhaupt kann, ist eine andere Frage.
Aus dem Vorwort des Herausgebers
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